Abenteuer Norwegen: 12 Reisetipps für Entdecker
12-mal Action: vom Tauchen im Salzstrom bis zum Bergwandern auf den Spuren nordischer Mythen

Immer die Ruhe
Insel Tomma, Nordland
Kein Wunder, dass die Norweger ihre Ferien gern am Fjord verbringen. Es gibt mehr als tausend dieser oft mit Inseln gesprenkelten Meeresarme, die zum Teil weit ins Land hineinreichen – und unterschiedlicher kaum sein könnten. Idyllisch und still etwa wirkt der Sjona-Fjord mit seinen sanften Hügeln. Und hat doch viel zu bieten: An seiner Mündung liegt die Insel Tomma mit Dutzenden Höhlen und fantastischen Ausblicken, und vor ihrer Küste schaukelt ein besonderes Hausboot. Auf ein 205 Quadratmeter großes Floß wurde ein komplett ausgestattetes Ferienhaus gebaut, samt Panoramafenstern und Whirlpool. Wer hier Urlaub macht, kann nicht nur blaue Stunden in aller Stille genießen – sondern auch zwischen Inseln und Riffen paddeln, einsame Strände entdecken oder zusehen, wie Adler nach Fischen tauchen. Kurz: fantastische Fjord-Ferien erleben.
Kosten: Eine Woche Aufenthalt kostet ca. 2300 Euro,auf dem Hausboot finden maximal 12 Personen Platz.
walk the line
Hoven, Vestland
Atemberaubend ist der Blick auf das türkisblaue Wasser zweier Fjordtäler, auf schneebedeckte Gipfel, die über sattgrünen Wiesen und Wäldern thronen – und sogar ein Gletscher ist in der Ferne zu sehen. Wer dieses Mega-Panorama genießen will, muss hinauf auf den Berg Hoven. Wie? Die einfachste Variante ist der Loen Skylift. Die Fahrt mit der Pendelseilbahn vom Fjord ins Fjell dauert nur ein paar Minuten. Oder man nimmt die Via Ferrata Loen. Dieser Klettersteig führt in verschiedenen Schwierigkeitsgraden über festen, griffigen Fels von null auf 1011 Meter zum höchsten Punkt. Der Abschnitt über die Gjølmunne-Brücke, die sich – 120 Meter lang, 35 Zentimeter schmal – in 750 Meter Höhe spannt, ist ein Highlight, allerdings nur für Wanderer ohne Höhenangst.
Kosten: 6-bis 8-stündige geführte Klettertour ab 140 Euro, Return-Ticket Skylift ca. 45 Euro.

Mit tiefgang
Lindesnes, Agder
Sieht aus, als sei ein riesiger Betonblock ins Meer gerutscht. Keineswegs! Das schräge Bauwerk wird als Norwegens spektakulärste Restaurant-Innovation gefeiert. 2019 eröffnet, ist das »Under« – norwegisch für »unter«, aber auch für »Wunder« – Monate im Voraus ausgebucht. Bis zu 100 Gäste speisen in fast sechs Meter Tiefe in einem Gastraum, der sich über die volle Breite mit einem Fenster zum Meer öffnet und Einblicke in die wild wimmelnde Unterwasserwelt gestattet. Was auf den Teller kommt, entscheidet nur der Koch – etwa Napfschneckenparfait mit Algenmarmelade als Vorspeise. Skandinavische Küche halt!
Kosten: Das 8-Gänge-Menü kostet ca. 230 Euro

Echter lichtblick
Nordkap, Troms og Finnmark
Dort, wo Atlantischer und Arktischer Ozean aufeinandertreffen und sich ihre kalten Wassermassen mischen, wartet das Nordkap auf Entdecker. Es kommen nicht wenige, um das symbolträchtige Plateau samt Skulptur zu bewundern. Wer einen ganz besonderen Blick sucht, wandert im Sommer vom Örtchen Skarsvåg aus zur Steinformation »Kirkeporten«. Durch dieses Loch im Fels kann man die Mittsommersonne sehen – genau dann, wenn sie zwischen null und zwei Uhr nachts um das Nordkap herumgewandert ist. Und dessen natürliches Wahrzeichen, das Nordkap-Horn an der Ostflanke des Plateaus, magisch erleuchtet.
Kosten: Parken am Kap ca. 18 Euro, Trek gratis
Nordisch by nature
Trofors, Nordland
Wenn zwei Weltklasse-Kanuten ausschließlich des Wildwassers wegen in ein Dorf rund 100 Kilometer südlich des Polarkreises ziehen, dann müssen dort gute Bedingungen herrschen. Der Schweizer Extrem- und Profi-Kanute Ron Fischer und die norwegische Profi-Kajakerin Mariann Saether haben’s getan. Und nebenbei auch gleich ihr eigenes Rafting-Unternehmen gegründet: Seit zwei Jahren nehmen sie ihre Kunden mit auf abenteuerliche Rafting-Touren. Die extremste dauert rund acht Stunden und führt über rasante Stromschnellen durch absolut unberührte Wildnis.
Kosten: 3-Stunden-Tour 83 Euro, Wildnis-Raft 165 Euro
voll unter strom
Bodø, Nordland
Alle sechs Stunden zwängen sich 400 Millionen Kubikmeter Wasser durch eine Meerenge zwischen Saltfjord und Skjerstadfjord – und bilden mit einer Geschwindigkeit von bis zu 26 Knoten die stärksten Gezeitenströmung der Erde. Saltstraumen – zu Deutsch: Salzstrom – heißt das Gewässer, das der Legende nach schon viele Boote verschlungen hat. Auf Tauchgängen oder Schnorcheltouren kann man sich mitreißen lassen – und eine einzigartige Unterwasserwelt entdecken, in der Steinbeißer und Wolfsfische der Strömung trotzen und riesige Seetangwälder zu tanzen scheinen.
Kosten: Tauchgang ab 53 Euro, Equipment ca. 35 Euro
stets auf spur
Rallarvegen, Vestland & Viken
Zwischen Fjorden und felsigen Gipfeln warten unzählige Strecken mit wechselnden Schwierigkeitsgraden auf Freizeitradler und Mountainbiker. Zu den beliebtesten zählt der 82 Kilometer lange Rallarvegen. Als der bergigste Abschnitt der Bahnlinie Oslo–Bergen gebaut wurde, diente er als Transportstrecke für Materialien. Heute ist die nur zum Teil geschotterte Piste ein kulturelles Denkmal. Dazu Radweg – und steile Herausforderung. Auf der Etappe Finse–Hallingskeid zum Beispiel, wo es über 1300 Meter hinaufgeht, müssen selbst Cracks schieben – wegen der ganzjährigen Schneeverwehungen.
Kosten: Leihbike ab ca. 60 Euro für 2 Tage

himmlische erleuchtung
z.B. ab Tromsø, Troms og Finnmark
Im Winterhalbjahr, wenn sich die Polarnacht wie ein schwerer, schwarzer Mantel über Berge, Felsen und Fjorde legt, stehen die Chancen gut, die Aurora borealis tanzen zu sehen. Die wohl entspannteste Variante, das Licht zu jagen, ist eine Schiffsreise – die Hurtigruten-Postfrachter etwa schippern über die Lofoten und Tromsø, das Tor zur Arktis, Richtung Kirkenes. An Bord gibt es einen Aurora- Weckruf für alle, denen im Dunkel doch mal die Augen zufallen. Wer’s abenteuerlicher mag, bucht einen Segeltörn durch die Fjorde von Troms, zum Beispiel mit der SV »Noorderlicht«.
Kosten: 7-Tage-Cruise mit Hurtigruten ab 999 Euro, Nordlicht-Segeln ab 2000 Euro für 8 Tage

walverwandtschaften
z.B. ab Andenes, Nordland
Für Whale-Watcher ist Norwegen ein Ganzjahresziel: Im Sommer empfiehlt es sich, die Hafenstadt Andenes anzusteuern. Zwischen Mai und September lassen sich in den umliegenden Gewässern vor allem Pottwale blicken. Weiter südlich wird’s im Winter spannend – ab Oktober ziehen die Heringsschwärme in die Fjorde zwischen Vesterålen und Lofoten. Ihnen dicht auf der Spur sind riesige Herden Orcas mit bis zu tausend Tieren. »Killerwal«-Safaris stehen dann bis Februar auf dem Programm.
Kosten: 2- bis 4,5-stündige Pottwal-Tour ab ca. 100 Euro, Zodiac-Safari zu den Orcas ab ca. 130 Euro

wau-trip für teamplayer
Langfjordbotn, Troms og Finnmark
Es braucht Mut, und ja, neben innerer Stärke auch ein bisschen Bizeps, um ein Rudel Schlittenhunde zu führen. Wer sich als Musher ausprobieren möchte, ist in der Finnmark richtig: Dort haben sich die Ex-Berliner Ben Voigt und Katarina Walther den Traum von einer eigenen Huskyfarm samt Gästehaus erfüllt – und bieten in den Wintermonaten Schlittenexpeditionen in kleinen Gruppen an. Jeder Teilnehmer ist für »seine« Tiere verantwortlich, übernachtet wird in Zelten, die Fahrten führen durch absolute Einsamkeit. Und im Sommer? Können Besucher am Hundetraining mit dem Wagen teilnehmen – alternativ sind etwa Gletscherwanderungen oder Fjordangeln buchbar. Übrigens: Femundløpet (5. Februar 2021) und Finnmarksløpet (5. März 2021), die größten und wichtigsten Hunderennen in Norwegen, starten unweit der Farm. Ein Erlebnis für alle, die lieber zuschauen.
Kosten: 6-Tage-Tour durch die Wildnis plus drei Tage auf der Huskyfarm ab 2600 Euro pro Person

herz der finsternis
Setergrotta, Nordland
Mit einer Gesamttiefe von 50 Metern und einer erkundeten Länge von 2,4 Kilometern ist die Setergrotta eine der größten Höhlen des Landes. Sie liegt nördlich des Polarkreises, beeindruckt mit Gletschermühlen, einem unterirdischen Fluss – und ihrer Ursprünglichkeit: Es gibt kein Licht, keine Treppenstufen, kein Geländer. Maximal fünfzehn Erwachsene dürfen mit auf einen zweistündigen Vorstoß in die Tiefe – durch schmale Felsspalten wird in gewaltige Hallen mit bis zu neun Meter hohen Decken geklettert, auf allen vieren robbt man durch finstere Schächte und lauscht dem Rauschen des Wassers durch schwarzen Fels. Dunkel, aber erhellend.
Kosten: Die geführte Tour kostet ca. 35 Euro.
riesen-trek
Juvasshytta (Jotunheimen), Innlandet
Der nordischen Mythologie zufolge war Jotunheimen einst der Ort, an dem die Jotner – die Riesen – lebten. Kein Wunder: Das gewaltige Berggebiet in Ostnorwegen kommt ziemlich wild daher mit Wasserfällen, Flüssen, Seen, Gletschern und einigen der höchsten Berge Nordeuropas. Um es zu entdecken, empfiehlt sich eine Gipfeltour auf den Galdhøpiggen, den mit 2469 Meter höchsten Gipfel Skandinaviens. Er beeindruckt mit atemberaubenden Panoramen über die gesamte Jotunheimen-Region. Die Berghütte Juvasshytta ist ein zentraler Ausgangspunkt für Wanderungen zum Galdhøpiggen. Zweimal täglich finden von dort geführte Touren statt.
Kosten: Gruppentour mit Guide ca. 27 Euro
landschaft mit lichtspiel
Ob Ferien im Schnee oder endlose Sommertage: Norwegen steht für Vielfalt wie für einzigartige Natur
Die Weite ist Norwegens größter Trumpf. Das Zusammenspiel aus Tundra, Gletschermassen, Fjorden und Wäldern formt eine Landschaft, die in ihrer Ursprünglichkeit und Einsamkeit auch immer mehr deutsche Urlauber fasziniert. Norwegen, eines der flächengrößten Länder Europas, wird immer beliebter. Was vielleicht auch daran liegt, dass sich nur ungefähr 5,4 Millionen Einwohner rund 385 000 Quadratkilometer teilen. Da bleibt viel Raum für Abenteuer fernab ausgetrampelter Pfade.
Foto: Silke Werzinger
»Friluftsliv« nennen die Norweger selbst ihre Leidenschaft, Zeit unter freiem Himmel zu verbringen. Und um das zu tun, gibt es eine Menge – auch gut ausgebaute – Wege: Ein Klassiker zum Beispiel ist ein Roadtrip über die Europastraße 6, die sich über 3000 Kilometer von Svinesund nach Kirkenes schlängelt und dabei an alpinen Landschaften, weiten Tälern und von Moschusochsen bevölkerten Fjells vorbeiführt. Nebenstraßen laden zu spannenden Abstechern ein: zum Nordkap beispielsweise, das – mit Ausnahme der Inselgruppe von Spitzbergen – den letzten Streifen Festland vor dem Nordpol markiert. Neben der Weite ist es das Licht, das den ganz besonderen Zauber des Landes ausmacht – in angenehm warmen, endlos sonnigen Sommern. Wie auch in langen, schneereichen Wintern, wenn die kurzen Tage der Polarnacht nur ein paar Stunden in einem tintig-klaren Dunkelblau aufleuchten, kurz darauf im Schwarz versinken – bis dann das Nordlicht lautlos über den Himmel weht.