ABENTEUER FRANKREICH: 12 REISETIPPS FÜR ENTDECKER
Unser Nachbar im Westen hat weit mehr zu bieten als den König Fußball. Fernab der Stadien und Fanmeilen wartet das echte Abenteuer

Munter runter
Provence
Wenn das kein Grand Canyon ist! 250 bis 750 Meter tief reichen die Steinmassive der Verdonschlucht – und wer sie einmal mit dem Auto umrunden möchte, braucht locker einen Tag. Deutlich aufregender ist es, sie auf einer Klettertour zu erkunden – selbst erfahrenen Sportlern zittern dabei schnell die Finger. Worin besteht die Herausforderung? Der Blick geht zwar nach oben, die Tour aber immer steil nach unten. Munter runter heißt die Devise – von Anfang an: Nicht der Gipfel, der Tiefpunkt ist das Ziel. Für Ortsfremde lohnt es sich deshalb, den Rat eines kundigen Guides einzuholen – um die besten Abseilstellen zu finden. Viele Tourentipps gibt’s im empfehlenswerten Buch der Klettervereinigung Lei Lagramusas.
Kosten: begleitete Tagestouren für Anfänger und Profis ab 40 Euro
www.lesguides.net

Track auf dem Vulkan
Auvergne
Überall rau-steinige Wege und grün schimmernde Lavakegel: Mitten in Frankreich dehnt sich eine mächtige Mondlandschaft aus – perfekt für Downhill- und Berganfahrten. Einen Rundblick wie Gott in Frankreich hat man vom Puy de Sancy aus – über Gletschertäler, Bergkämme und die Gipfel der Vulkane. Bei gutem Wetter und klarer Sicht sind die Alpenmassive am Horizont zu sehen.
Kosten: Mountainbike-Verleih ab 16 Euro pro Tag
www.stages-vtt.com

ab in die Versenkung
Côte d’Azur
Das tiefe Blau der Côte d’Azur birgt jede Menge Geheimnisse. Besonders spannend – und weniger überlaufen als der Schiffsfriedhof vor den Hyères-Inseln: das Meer vor der Île du Planier. Seit 1959 ragt hier ein reinweißer Leuchtturm aus den Wellen, auf dem Meeresgrund liegen sieben spektakuläre Wracks: neben einem 1947 zerschellten Frachter eine fast vollständig erhaltene Messerschmitt 109 – und ein antikes Handelsschiff.
Kosten: 45 Euro pro Tauchgang, Leihausrüstung 15 Euro
www.plongeephoceenne.com

in den Wipfeln ist ruh
Bretagne
Abenteuerspielplatz Natur: Mitten in einem abgelegenen, bewaldeten Tal warten sieben tipptopp ausgestattete Baumhäuser unterschiedlicher Größe auf jeweils zwei bis fünf Gäste. Nur wer keine Höhenangst hat, kann sich vom Wiegenlied des Wipfelrauschens ins Schlummerland begleiten lassen: Die Traumdomizile liegen bis zu zehn Meter über der Erde – und sind nur über schmale Leitern erreichbar.
Kosten: Übernachtung mit Frühstück ab 140 Euro für 2 Personen
www.dihan-evasion.org

wandern im wilden osten
Provence-Alpes-Côte d’Azur
Die Chancen, ein paar Wolfsspuren zu entdecken, stehen gut: Rund dreißig der scheuen Tiere streifen in Frankreichs Osten wieder durch die sechs Täler des Nationalparks Mercantour. Mit rund 1700 Kilometer Wanderwegen ist die Gegend wie geschaffen für sanften Tourismus. Empfehlenswerte Ziele: das Tal der Wunder mit seinen steinzeitlichen Felszeichnungen – und der stille See Lac d’Allos in 2230 Meter Höhe.
Kosten: Übernachtung mit Frühstück in Seenähe ab 23 Euro im Mehrbettzimmer
www.neige-merveilles.com

etappen der leidenschaft
Ganz Frankreich
Wer braucht schon Megacampingplätze mit Fünfsterneluxus, wenn man bei einem Bauern in der Normandie, einem Schäfer in den Pyrenäen oder einem Winzer in Bordeaux übernachten kann? Rund 1900 Kleinbetriebe aus allen Ecken des Landes haben sich zu »France Passion« zusammengeschlossen und bieten kleine, feine Stellplätze mitten in der Natur – Familienanschluss inklusive.
Kosten: 29 Euro jährlich, Übernachtungen und der Etappenführer sind umsonst
www.france-passion.com

über den Strom schnellen
Rhône–Alpes
Klar, am Montblanc kann man super wandern und weit gucken – die wahren Abenteuer aber warten am Fuß des Bergmassivs: Wildwasser-Rafting, etwa entlang der Arve, geht mächtig in die Arme – und bietet tolle Ausblicke auf die Gipfel der Alpen. Eine spannende Variante ist Hydrospeed: Vorausgesetzt, man ist ein guter Schwimmer, geht’s bäuchlings auf einer Art Bodyboard durch die Stromschnellen.
Kosten: Raftingtouren ab 36 Euro, Hydrospeed-Trips ab 40 Euro
www.sessionraft.fr

Weinselig - wie die Winzer
Bourgogne
Rückenschmerzen sind der Preis für alle, die einmal bei der Weinlese mit anpacken wollen. Lohn der Mühen: faszinierende Aussichten von den Weinbergen – und jede Menge neue Kumpels. Die Stimmung beim Rebenschneiden ist einzigartig: Nach ihrem gemeinsamen Tag in der Septembersonne versammeln sich die Traubenpflücker in kleinen Kneipen – oder direkt in den Weinkellern der Winzer.
Kosten: Jobvermittlung: 99 Euro, eigene Anreise, freie Kost und Logis vor Ort
www.apcon.nl
Richtig Ranklotzen
Bourgogne
Mal fix zu Obi, ein paar Schrauben holen? Auf der Baustelle von Guédelon macht man sich so keine Freunde: Hier errichtet ein festes Team von rund 60 Leuten seit 1998 eine mittelalterliche Burg – nur mit den im 13. Jahrhundert bekannten Werkzeugen, Materialien und Methoden. Freiwillige sind willkommen, ihre Fähigkeiten beim Steineklopfen, Nägelschmieden oder Körbeflechten unter Beweis zu stellen.
Kosten: keine, aber gute bis sehr gute Französischkenntnisse sollte man haben
www.guedelon.fr

über das Meer fliegen
Île de Ré
Etwas weniger überlaufen als Biarritz ist die Île de Ré, eine Insel an der französischen Westküste. Von La Rochelle kommend fährt man über eine drei Kilometer lange Brücke und erreicht eins der faszinierendsten Kitesurfreviere Europas. Bis zu zwei Meter hohe Wellen und schnell wechselnde Windbedingungen machen die Île de Ré aber auch zu einem anspruchsvollen Gebiet. Anfänger beginnen am etwas friedlicheren Rivedoux Plage.
Kosten: ab 150 Euro (2,5-Stunden-Kurs)
www.ilederekitesurf.com

Kletter-Mekka
Île-de-France
»Fontainebleau is why I climb«, sagt der Topboulderer Chris Schulte. Kein Wunder: Der Wald südlich von Paris mit Millionen Sandsteinblöcken, zu dem viele Kletterer ein geradezu mystischen Verhältnis haben, gilt als großartigstes Bouldergebiet der Welt. Rock-Rookies finden hier ebenso perfekte Bedingungen wie ambitionierte Aufsteiger – und Könner des achten Fontainebleau-Grads.
Kosten: eintägiger Kletterkurs mit fünf Teilnehmern 66 Euro pro Person
www.cordevasion.com
Reiten
Camargue
Die »Gardians«, die Rinderhirten im Süden Frankreichs, sitzen lässig in tiefen Sätteln – und lenken ihre wilden Pferde mit nur einer Hand. Klar: Die andere muss frei bleiben, um die schwarzen Stiere der Region in Schach zu halten. Wer es wie die Cowboys machen will, mietet sich auf einem der vielen Reiterhöfe ein, um auf den kleinen, weißen Camargue-Pferden über die Weite zu galoppieren.
Kosten: fünftägiger Reitkurs ohne Übernachtung 580 Euro
www.manadesalierene.com
www.domainedequatret.com
das Land der Tausend Möglichkeiten
Frankreich: Das sind 13 Regionen, 96 Departments - und unendlich viele Abenteuer
Die meisten Urlauber aus Deutschland zieht es – gleich nach Paris – in die Provence. Das lavendelduftende Hinterland mit seinen Olivenhainen und verschlafenen Dörfern ist berühmt für sein magisches Licht. Doch das Hexagon, wie die Franzosen ihre sechseckige Heimat nennen, hat auf einer Fläche von knapp 650 000 Quadratkilometern weit mehr zu bieten: beste Skibedingungen im Schatten des Montblanc ebenso wie das Wanderparadies der Pyrenäen, die schlichte Weite der Camargue oder die wind- umtoste Atlantikküste.